Erich-K�stner-Festival
Das Erich K�stner Museum ist eine dreidimensionale, begehbare, k�nstlerische Konstruktion als Hommage an das Leben und Werk des weltbekannten Autors. Es verk�rpert eine Architektur des Erinnerns und Imaginierens; zugleich fungiert es als ungew�hnliches Kulturpodium ? ungew�hnlich durch sein museologisch-architektonisches Konzept, ungew�hnlich aber auch durch die inhaltliche Zielsetzung seiner Programme. Literatur als Kunstform und Kommunikationsmittel wird stets in Verbindung zu anderen K�nsten und Wissensbereichen gesetzt. Durch diese Programmatik werden, ganz im Geiste K�stners, Schnittstellen und Schnittmengen kulturell-gesellschaftlicher Aspekte ausgelotet.
Unser Festival folgt jedes Jahr einem der 15 Piktogramme, mit denen der Architekt und K�nstler Ruair� O'Brien das Konzept seines micromuseum� bildhaft dargestellt hat. Mit dem Piktogramm Baukl�tze widmet sich das Festival in Anlehnung an das diesj�hrige Jahreshauptthema der Dresden Werbung und Tourismus GmbH, Stadt der Architektur, dem Leitthema Konstruktion.
Die Wechselbeziehungen zwischen Sprache, Literatur und Architektur sind tief in der Kulturgeschichte verankert. Anliegen des Programms ist es, unter R�ckbezug auf das K�stnersche Werk, Architekturtopoi in der Literatur aufzusp�ren, Analogien und stilistische Parallelen zu finden, architekturinspirierte, verdichtete Stadtimpressionen vorzustellen und ihre Merkmale zu untersuchen, das Formal-Konstruktive in literarischen Texten zu analysieren, komplexe r�umlich-sinnliche Wahrnehmungen und ihre sprachliche Vergegenw�rtigung zu betrachten. Umgekehrt werden literarische Topoi und Konstruktionsprinzipien in architektonisch-k�nstlerischer Umsetzung vorgestellt.
Neben Fachvortr�gen m�chten wir dies, unserem Museumsprinzip folgend, insbesondere durch Einbindung anderer k�nstlerischer Umsetzungen und Workshops vermitteln, um dem K�stnerschen Kunstverst�ndnis gerecht zu werden: ?Nicht mit philologischem, sondern mit k�nstlerisch geleitetem Interesse allein kann man dem Wesentlichen nahekommen.? (?Klassische Architektur?, 1925)
Erich K�stner selbst hat sich mit der Bedeutung von Architektur ? insbesondere der des ?Maschinenzeitalters? ? f�r die Entwicklung der Literatur auseinandergesetzt, was zahlreiche B�nde seiner Privatbibliothek ebenso belegen wie Texte aus seiner literarischen Publizistik ? beispielsweise ?Kleinst�dtisches Berlin? (1927) ?, in denen er seine Kritik an den ?lyrischen Stadtbaur�ten?, den Verfechtern der Gro�stadtlyrik, formuliert. Viele architektonische Elemente - der Vorgarten, die Vorstadtstra�en, die Mietskaserne, die Teppichstange, ... ? kehren gerade in seinen autobiografisch gef�rbten Texten ? der namhafteste darunter ?Als ich ein kleiner Junge war? (1957) ? leitmotivisch wieder. ?Emil und die Detektive? ebenso wie ?Fabian? zeigen Strukturmerkmale eines Stadtromans auf, wobei der urbane Handlungsraum positiv oder negativ belegt sein kann.
Das diesj�hrige Festival Konstruktion bietet rund um den K�stnerschen Geburtstag vom 23.02.-02.03.2007 hochwertige Unterhaltungsprogramme, k�nstlerisch-wissenschaftliches Experiment, zeitgen�ssischen Dialog, Nachwuchsf�rderung sowie eine themenspezifische Ausstellung f�r ein generations�bergreifendes Publikum.
Das Festival wird am 23.02.2007 ? zum 108. Geburtstag Erich K�stners ? mit Theo Richtsteigers literarischem Kabarett-Programm ?Zwei k�hne Schwimmer 'im W�rtersee' oder reifer Gernhardt trifft jungen K�stner? er�ffnet. Kenntnisreich vorgetragen werden Texte Erich K�stners und des k�rzlich verstorbenen Robert Gernhardt, Tr�ger des Erich K�stner Preises f�r Literatur 1999. Zeitgleich startet der Museumsarchitekt Ruair� O'Brien die �ffentliche Materialsammlung f�r sein multimediales Gesellschaftskunstwerk ?Turm zu Babel?, das im September 2007 eingeweiht wird. In Zusammenarbeit mit Peter Zenk (Lunaris-Film), der bereits drei Neuverfilmungen von K�stner-Kinderb�chern produziert hat, wird in der Kabinettausstellung ?Produktionen im Dreh. K�stner-Filme f�r die ganze Familie? exemplarisch der zur�ckliegende Kompositions- und Konstruktionsprozess gezeigt. Espresso Doppio sind Jan F. Kurth und Hagen Gebauer ? zwei S�nger mit zwei ?Loop-Maschinchen?, die zeigen, dass die Stimme ein Instrument unendlicher M�glichkeiten ist.
Remo Hug (Lektor und Redakteur aus Z�rich) reflektiert in seinem Vortrag �ber Erich K�stner als Konstrukteur von lyrischem Sprechen. Die anschlie�ende Vorf�hrung des Films ?Fabian? (1980) illustriert die K�stnersche Konstruktion eines Gro�stadtromans und dessen architektonisch-literarische Elemente.
Der k�nstlerische Konstruktions-Workshop I Ruair� O?Briens ?Literatopia ? Erfindung einer neuen Literaturstadt? f�hrt Kinder spielerisch an die Inhalte und gegenseitigen Bez�ge von Literatur und Architektur heran.
In Jacques Tatis skurril-absurdem Film ?Playtime? (1967) hat die Moderne gesiegt: Technik und Architektur bestimmen den Menschen. Schauplatz ist Paris, das Flughafengeb�ude, ein B�rohochhaus, eine Messehalle, Wohnungen, ein Restaurant ? alles in Beton, Stahl, Chrom und Glas ? lupenrein. Dazu ein baylonisches Durcheinander verschiedenster Sprachen und mittendrin der unvergleichliche Monsieur Hulot.
An Studenten der Architektur, der Literaturwissenschaft sowie an andere Interessierte richtet sich der Konstruktionsworkshop II, ?City Letters ? Architektonische Elemente und Fragmente bei Erich K�stner und Zeitgenossen?, in dem neue Perspektiven im Hinblick auf die Wechselseitigkeit von Architektur und Literatur aufgezeigt, Texte auf deren architektonische Komponenten hin analysiert und einzelne Elemente in Modellen nachgebaut werden.
Der Kultfilm ?The Fountainhead? (1949) mit Gary Cooper in der Hauptrolle ist eine Hymne auf den Kampf des Einzelnen, des K�nstlers gegen die Gesellschaft, auf die Entstehung der Modernen Architektur in den USA und wahrscheinlich auch eine Hommage an den Architekten Frank Lloyd Wright (1867-1959). Die literarische Vorlage stammt von Ayn Rand.
?Derrida? (2002) ist eine kluge Dokumentation �ber und mit Jaqcues Derrida, die mit selbstreflexiver Leichtigkeit Verbindungen zwischen dem Menschen und dem Philosophen, der als ?Vater der Dekonstruktion? zu Weltruhm gekommen ist, herstellt. In der anschlie�enden offenen Gespr�chsrunde wird unter dem Leitmotiv ?Architektur des Denkens? �ber Postmoderne und Dekonstruktion diskutiert.
Kinder der Klasse 3b der Regenbogenschule zeigen in ihrer Theaterauff�hrung nach K�stners ?Die Schildb�rger? unter der Leitung von Isabel Liebig, wie die Bewohner der Stadt Schilda das Dummwerden erfinden, einen B�rgermeister w�hlen und ein dreieckiges Rathaus ohne Fenster bauen.
Der Dokumentarfilm ?Houwelandt ? ein Roman entsteht? zeigt, was eigentlich zun�chst undenkbar scheint: J�rg Adolph hat den Autor John von D�ffel bei der Arbeit an seinem Roman ?Houwelandt? (2004) begleitet. Es gelingt das Draufhalten der Kamera beim intimen Prozess des Schreibens, das filmische Aufzeichnen des Schreibprozesses eines Autors beim Ausprobieren und Korrigieren von Textvarianten. John von D�ffel liest dazu Passagen aus seinem Roman.
Zum Festivalabschluss f�hrt der in Berlin lebende Star-Slammer Wehwalt Koslovsky mit sprachlicher Rasanz die Zeitlosigkeit und Virtuosit�t K�stnerscher Textkonstrukte vor ? und pr�sentiert dazu Balladen aus der eigenen Wortkunstwerkstatt. Zur anschlie�enden Aftershowparty sind alle herzlich eingeladen!
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