Wien, 6. Dezember 2002. Mit dem e-Mail-Roman ?Die Leiden des neuen Werther? ist eine neue Form von Lesen und Auseinandersetzung mit dem Text entstanden. Es ist kein Fortsetzungsroman per e-Mail und auch kein Mitschreibe-Roman, sondern ein scheinbar zuf�lliger e-Mail-Dialog zwischen zwei Menschen, in den sich der Leser heimlich als ?Hacker? einmischt.
Werther und Charlotte treffen sich virtuell erst im Chat, dann per Mail. Sie m�gen sich, lieben sich, und wie die Liebe gelebt werden soll, taucht Albert auf. Bei Goethe war Albert noch Charlottes Ehemann. Heute ist es ihr Internet-Provider albhert.
albhert hakt sich in den e-Mail-Verkehr von Charly und Werther ein und dringt als Medium zwischen die beiden Liebenden. Der Leser kriegt alle Mails zwischen Charly und Werther von albhert in CC zugeschickt und verfolgt so ihre Liebesgeschichte.
Um die Fiktion f�r den Leser zu erh�hen, ist die gesamte albhert-Seite gespickt mit Verweisen und Andeutungen auf die Geschichte. Charly selbst ist dort als Activist angelegt - aber man wei� nie so recht, ob sie Mann oder Frau oder Maschine ist. Die Identit�ten durch ihre eigene Inszenierung erdr�ckt.
Das neue an dieser Form Literatur ist die M�glichkeit der Auseinandersetzung f�r den Leser. Sascha Stahl, Autor des Romans, erkl�rt dazu: ?Mit jenen, die auf die Geschichte selbst reagieren, entsteht ein direkter Dialog zwischen mir als Autor und dem Leser. Mit jenen aber, welche auf die Interaktion Charly - Werther reagieren, ergibt sich ein fiktionaler Dialog �ber die albhert-Welt.? Damit nimmt der Leser am Geschehen teil, ohne aber den Gang der Geschichte �ndern zu k�nnen. Denn die Reflexion f�hrt �ber den Provider albhert, der zwar Teil der Geschichte, aber auch Teil der Leserwelt ist.
?Die Leiden des neuen Werther? gibt es nicht auf Papier. Die Geschichte zweier moderner Menschen, die nie von der Liebe, sondern immer nur von der �berwindung ihrer Einsamkeit reden, landet im Postfach anonymer Leser. Und dort endet auch ihre Romanze: in der stummen Leere einer elektronischen Welt.
Weitere Informationen: postmaster@albhert.com
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